Messung und Bewertung von Externalitäten

Wir bewerten den Einfluss unserer Geschäftstätigkeit, Produkte und Dienstleistungen ganzheitlich und entlang der gesamten Wertschöpfungskette, das schafft eine solide Grundlage für Geschäftsentscheidungen und die Kommunikation mit Stakeholdern.

Wir wollen mit unserem Handeln nachhaltig Werte schaffen – gemeinsam mit unseren Mitarbeiter:innen, Partnern und Stakeholdern. Wir übernehmen Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen, Kunden und Konsumenten sowie den Umweltschutz und die Lebensqualität der Menschen in unserem gesellschaftlichen Umfeld. Daher folgen wir einem ganzheitlichen Ansatz und bewerten den Einfluss unserer Geschäftstätigkeit, Produkte und Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um eine solide Grundlage für Geschäftsentscheidungen und die Kommunikation mit unseren Stakeholdern zu schaffen.

Nachhaltigkeit ist für Henkel ein stetiges Bestreben, auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse Fortschritte bei aktuellen Themenbereichen zu erzielen und sich ständig mit neuen Themen vertraut zu machen. Der globale Klimawandel ist heute eine der größten Herausforderungen der Menschheit und erfordert dringend ambitionierte Maßnahmen. Es ist außerdem sehr wichtig Lebensgrundlagen wie Wälder, Wasser und Biodiversität für heutige und zukünftige Generationen zu schützen und zu regenerieren. Unser Ziel ist es, die positiven und negativen Auswirkungen unserer Aktivitäten in diesem Kontext zu verstehen und Externalitäten – soweit geeignete und robuste Daten und Methoden verfügbar sind – zu quantifizieren.

Die für unser Geschäft relevanten Auswirkungen und Externalitäten haben wir im Rahmen unserer Wesentlichkeitsanalyse identifiziert. In den folgenden insgesamt neun Themenfeldern wollen wir durch unsere Geschäftstätigkeit weltweit entlang der Wertschöpfungskette eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben: Klima, Kreislaufwirtschaft, natürliche Ressourcen, Chancengerechtigkeit, Bildung, Wohlergehen, Leistung, Transparenz und Zusammenarbeit. 
Um unsere Fortschritte über das gesamte Unternehmen und unsere Wertschöpfungskette hinweg bewerten zu können, nutzen wir verschiedene Methoden und Instrumente, die wir kontinuierlich weiterentwickeln. Dazu gehören Trend- und Marktanalysen sowie die Auswertung von Ratings und Lebenszyklusanalysen. Darüber hinaus überprüfen wir zur Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele kontinuierlich unsere Managementprozesse und optimieren diese bei Bedarf. Dazu zählen Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz und Arbeitssicherheit, technische Entwicklungen sowie Prozessoptimierung zur Senkung von Ressourcenverbrauch und Kosten. Diese Maßnahmen werden von unseren Unternehmensbereichen, den regionalen und nationalen Gesellschaften sowie unseren Konzernfunktionen begleitet und umgesetzt. Zusammengefasst tragen sie zur Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele bei. 

In unserem Innovationsprozess werden unsere Produkte mithilfe verschiedener Instrumente systematisch analysiert, gemessen und bewertet. Für die Produktkategorien werden im Innovationsprozess entsprechend Nachhaltigkeitsthemen und Messgrößen berücksichtigt. Dabei müssen unsere Forscher:innen aufzeigen, an welcher Stelle der Wertschöpfungskette und in welchen strategischen Themenfeldern das Produkt konkrete Vorteile bietet. Darauf aufbauend werden eigene Nachhaltigkeitsprofile für die Produkte erstellt. Um die Optimierung unserer Produkte während ihrer Entwicklung zu erleichtern, integrieren wir die ökologischen Profile potenziell einsetzbarer Rohstoffe und Verpackungsmaterialien in die Informationssysteme unserer Produkt- und Verpackungsentwicklung. So kann bereits in der Entwicklungsphase der Fußabdruck einer neuen Rezeptur berechnet werden. Zudem arbeiten unsere Unternehmensbereiche gemeinsam intensiv an einer übergreifenden Initiative für mehr Transparenz nachhaltigkeitsbezogener Daten, um den wachsenden Transparenzanforderungen in unseren Märkten zu begegnen, profitables Wachstum voranzutreiben und unser bestehendes Portfolio in Bezug auf Nachhaltigkeit noch stärker zu positionieren.

Quantifizierung unseres CO2-Fußabdrucks

Der CO2-Fußabdruck – der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen – ist die am häufigsten und intensivsten diskutierte umweltbezogene Externalität. Sie stellt eine dringende globale Herausforderung dar, und es besteht Konsens hinsichtlich der Messmethodik, die in Wissenschaft, Industrie, durch NGOs und Regierungen breite Anwendung findet. Die folgende Darstellung zeigt die CO2-Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette mit unserer Geschäftstätigkeit im Zusammenhang stehen:

Die von Henkel emittierten CO2-Emissionen (Scope 1 und Scope 2 in der Netto-Betrachtung) entstehen hauptsächlich durch Energieerzeugung und -verbrauch. Andere CO2-Emissionsquellen sind für unsere Geschäftstätigkeit nicht relevant. Das Gleiche gilt für die Emissionen anderer Treibhausgase. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette legen wir die wesentlichen Scope-3-Emissionen dar.

Soziale Externalitäten

Unsere Nachhaltigkeitsstrategie spiegelt den Anspruch unseres Unternehmens auf ganzheitliches Wachstum – „Purposeful Growth“ – wider. Wir wollen transformativen Wandel vorantreiben, indem wir mehr Wert für unsere Stakeholder schaffen, unser Geschäft wirtschaftlich erfolgreich weiterentwickeln und dabei im Sinn der jetzigen und zukünftigen Generationen nachhaltig handeln.

Dies gilt für die rund 51,200 Mitarbeiter:innen von Henkel ebenso wie für die Menschen, die entlang unserer Wertschöpfungskette mit unserem Unternehmen in Berührung kommen. Unseren Schätzungen zufolge arbeiten rund 50 Millionen Menschen für Direktzulieferer und vorgelagerte Stufen unserer Lieferkette. Und auch mit unseren Produkten und Technologien, die Tag für Tag in Millionen Haushalten und Industrieprozessen zum Einsatz kommen, erreichen wir täglich Menschen. In diesem Kontext haben wir Sicherheit und Gesundheit sowie gesellschaftlichen Fortschritt als wichtigste soziale und gesellschaftliche Auswirkungen identifiziert.

Quantifizierung von Gesundheit und Sicherheit (der etwa 51.200 Menschen bei Henkel)

Arbeitssicherheit innerhalb des Unternehmens und entlang der Wertschöpfungskette hat bei uns oberste Priorität, nicht erst seit der COVID-19-Pandemie. An unserem langfristigen Ziel „Null Unfälle“ halten wir fest und wollen unsere Arbeitssicherheit bis Ende 2025 um 60 Prozent gegenüber 2010 verbessern. Dieses übergeordnete Ziel haben wir als zentrale Kenngröße in unserer neuen Nachhaltigkeitsstrategie verankert. 2022 haben wir bei unseren Mitarbeiter:innen 0,7 Arbeitsunfälle pro eine Million Arbeitsstunden erfasst. Das entspricht einer Verbesserung um 43 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2010. Im Jahr 2022 ereignete sich kein tödlicher Arbeitsunfall eines Beschäftigten von Henkel oder einer externen Firma, der im Auftrag eines Henkel-Unternehmens an einem Henkel-Standort tätig war. 

Darüber hinaus fördern wir die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Mitarbeiter:innen. Um an allen Standorten eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung sicherzustellen, arbeiten wir kontinuierlich an der Etablierung einheitlicher Prinzipien im weltweiten Gesundheitsmanagement bei Henkel. Ein erster Schritt war 2014 die Einführung von globalen Kennzahlen zum Gesundheitsschutz: Verfügbarkeit von Ersthelfern und medizinischer Notfallversorgung, Durchführung arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen sowie die Zahl der Fälle von Berufskrankheiten. Sie werden von allen Henkel-Standorten weltweit in jedem Quartal berichtet.

Die Quantifizierung positiver oder negativer Effekte in einer einzelnen Kennzahl wie zum Beispiel „um Behinderungen bereinigte Lebensjahre“ („disability-adjusted life years“), die letztlich den Wert eines Lebens erheben, stellt uns vor große Herausforderungen hinsichtlich der Verfügbarkeit von Daten und erscheint weder machbar noch ethisch vertretbar als Indikator zur Steuerung unserer Bemühungen.

Um unsere Auswirkungen entlang der Wertschöpfungskette zu bewerten, haben wir Methoden aus der Lebenszyklusanalyse zum Vergleich der Auswirkung auf Gesundheit und Sicherheit von zwei Produkten angewendet. Dabei stellte sich jedoch schnell heraus, dass keine validen Rückschlüsse zur Quantifizierung der unterschiedlichen Schritte in der Wertschöpfungskette möglich sind, ohne die individuellen Umstände zum Beispiel des einzelnen Menschen, eines Landes oder gesetzlicher Vorgaben zu berücksichtigen.

Quantifizierung des gesellschaftlichen/sozialen Fortschritts in unserer Wertschöpfungskette

Unsere „Responsible Sourcing Policy“ und die Initiative „Together for Sustainability – Chemical Supply Chains for a Better World“ (TfS) von mehr als 40 Unternehmen der chemischen Industrie bilden eine wichtige Grundlage um die Arbeitsbedingungen in unserer Lieferkette zu verbessern. 

Zudem ist freiwilliges gesellschaftliches Engagement – auch Corporate Citizenship genannt –seit der Firmengründung durch Fritz Henkel im Jahr 1876 ein fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur und spiegelt sich auch in unserem Unternehmenszweck klar wider. Das Engagement des Henkel-Konzerns baut auf drei Säulen auf: ehrenamtliches Engagement der Mitarbeiter:innen, Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen und Nothilfe bei Naturkatastrophen. Unser übergreifendes Ziel, bis 2030 im Rahmen dieses Engagements 30 Millionen Menschen zu erreichen.  Von 2010 bis Ende 2022 haben wir bereits mehr als 30 Millionen Menschen erreicht. 

Im Jahr 2022 haben wir insgesamt etwa 2.060 Projekte gefördert und damit rund 4,15 Millionen Menschen erreicht. Die Spenden (Geld- und Produktspenden ohne die zusätzliche Freistellung von Mitarbeiter:innen) beliefen sich im Berichtsjahr auf rund 12,8 Millionen Euro.



Ein wissenschaftlich fundierter und ethisch vertretbarer Ansatz, die positiven und negativen Auswirkungen von Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft nicht nur zu quantifizieren, sondern auch zu monetarisieren, wäre sicherlich hilfreich für Diskussion, Vergleich und Management von Externalitäten. Er könnte eine umfassendere Bewertung der unterschiedlichen Externalitäten unterstützen und dabei helfen, Chancen und Risiken besser abzuschätzen und damit finanzielle Ressourcen effizienter einzusetzen.

Voraussetzungen hierfür sind jedoch ein solides Bewertungskonzept, eine fundierte Methodik, robuste Daten und zuverlässige und relevante Preise zur Monetarisierung von Auswirkungen.

Am weitesten fortgeschritten und in der Öffentlichkeit breit diskutiert ist der Ansatz CO2-Emissionen mit einem Preis zu versehen – neben oder ergänzend zu bestehenden Energiesteuern und Marktmechanismen wie dem Emissionshandel. Die Schätzungen zu den anzuwendenden Kosten unterscheiden sich jedoch erheblich je nach Quelle (z. B. ZEW Global Carbon Pricing, Carbon Pricing Watch 2016 – World Bank Group / Ecofys, „Social cost of carbon“ vom Massachusetts Institute of Technology) um bis zu zweistellige Größenordnungen, und werden kontrovers diskutiert. Auch dort, wo Kohlenstoff bereits heute mit einem Preis versehen ist, sei es indirekt über Energiesteuern oder direkt durch Emissionshandelssysteme, variiert dieser stark. Mangels eines zuverlässigen und repräsentativen Preises ziehen wir es vor, eine umfassende Quantifizierung unseres CO2-Fußabdrucks vorzunehmen und es den Stakeholdern zu überlassen, den für ihre Arbeit am besten geeigneten Preis anzusetzen. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die zusätzlichen Erkenntnisse, die man aus der Ansetzung eines virtuellen Preises für unseren CO2-Fußabdruck – beispielsweise 35 Euro pro Tonne – gewinnen könnte, sich im Grunde darauf beschränken, zu unterstreichen, dass unser Geschäftsmodell nicht CO2-intensiv ist und durch einen globalen Preis für CO2 nicht grundsätzlich in Frage gestellt würde. Die Förderung nachhaltigen Konsums, der Ressourcen schont, ist bereits ein wichtiges Ziel unserer Strategie, und hier sind unsere Produkte der Schlüssel. Unser Ziel ist es, dass 100 Millionen Tonnen CO2 im Zehn-Jahres-Zeitraum bis 2025 zusammen mit unseren Kunden, Verbraucher und Lieferanten eingespart werden.

Noch schwieriger und anspruchsvoller sowie mit Unsicherheiten behaftet ist die Monetarisierung anderer Externalitäten.
Ein Beispiel: Die landwirtschaftliche Bodennutzung könnte auf Basis von Ackerland-Pachtpreisen bewertet werden, aber diese variieren schon in der EU stark von Land zu Land, zwischen 26 Euro pro Hektar in der Slowakei bis hin zu 600 Euro pro Hektar und Jahr in den Niederlanden. Der von van Harmelen et al. (2012) entwickelte LCA-basierte Ansatz schätzt die jährlichen externen Kosten der Landnutzung auf 940 Euro pro Hektar. Ausgehend von diesem Ansatz gelangt man bei der Landnutzung für die von Henkel verwendeten Rohstoffe zu einem Wert von rund 40 Millionen Euro. Wendet man den Preisansatz auf den abiotischen Ressourcenverbrauch (ADP) von Henkel unter Ansetzung des Preises für Antimon (Sb) an, der diese Kennzahl charakterisiert – 9.000 US-Dollar pro Tonne –, käme man auf rund 220 Mio Euro. Dem gegenüber stehen Henkel-Gesamtausgaben von 8,5 Milliarden Euro für direkte Rohstoffe (2018).

Die Preise für Wasser hängen allgemein von zahlreichen politischen und regionalen Faktoren ab, zu denen auch die Infrastruktur gehört. Zudem wird in Zeiten der Knappheit der Zugang zu Wasser im Allgemeinen nicht durch den Preis bestimmt, sondern eher durch politische Entscheidungen oder bestehende Rechte beeinflusst. Deshalb wäre selbst ein um Knappheit bereinigter Preis für Wasser eine fragwürdige Basis für geschäftliche Entscheidungen.

Wir haben die Ansätze und Bemühungen der vergangenen Jahrzehnte hinsichtlich der Entwicklung einer fundierten Methodik zur Messung und Monetarisierung umweltbezogener und sozialer Externalitäten aufmerksam verfolgt und analysiert. Aus folgenden Gründen sehen wir derzeit weiterhin Grenzen der Monetarisierung dieser Externalitäten:

Bei aller guten Absicht ist das Konzept der Bewertung ökologischer und sozialer Auswirkungen nur dann sinnvoll, wenn die für die Externalitäten festgelegten Preise zuverlässig sind und eine hochkomplexe Realität korrekt widerspiegeln. Zu dieser Realität gehören saisonale und geographische Unterschiede, die zu Knappheiten führen, ebenso wie gesetzliche Regulierung und andere politische Aktivitäten, die eine Festsetzung valider Marktpreise verhindern. Noch komplizierter und unübersichtlicher wird die Situation, wenn man soziale Einflüsse wie das persönliche Wohlergehen einbezieht. Aktuelle Ansätze reflektieren daher eher Schätzungen, denn eine präzise Methodik. Wir sind nicht davon überzeugt, dass der Einsatz nicht marktbasierter Erhebungsverfahren (z. B. Bewertung von Zahlungsbereitschaft oder Wohlergehen) zur Belegung dieser Auswirkungen mit einem monetären Wert oder die Nutzung von Sekundärdaten von begünstigten Gruppen einen angemessenen Ansatz zur fundierten Messung und Berichterstattung darstellt.

Wir bewerten die zugrundeliegende Quantifizierung von Externalitäten und die damit verbundenen wissenschaftlichen Ansätze als grundsätzlich nicht ausreichend zuverlässig. Die Qualität der zur Monetarisierung von Externalitäten herangezogenen Daten ist häufig nicht ausreichend, sodass ein von einem solchen monetären Wert ausgehendes Signal in der Regel nicht verlässlich und relevant genug ist, um daraus sinnvolle wirtschaftliche Entscheidungen abzuleiten. Dies gilt insbesondere dann, wenn neben saisonalen und geographischen Eigenschaften auch politische Einflüsse in Betracht gezogen werden.

Und schlussendlich besteht in der Gesellschaft und in der politischen Debatte Konsens darüber, dass es für bestimmte Themen unangemessen ist, sie mit einem „Preisschild“ zu versehen. Wenn es beispielsweise um den Wert eines Lebens oder die Bewertung eines Gesundheitszustands etwa in Form des Indikators „um Behinderungen bereinigte Lebensjahre“ geht, findet die Diskussion vor einem ethischen Hintergrund statt.