Interview

Business Modell: „Aufstehen und weitermachen!“

Wie die Siegerinnen des Xathons von Henkel dx Ventures aus einer Niederlage ihren größten Erfolg gemacht haben

Kultur Zukunft Digitalisierung 13.12.2021
Die Gewinnerinnen des Xathons 2021.

   

Und plötzlich haben sie doch gewonnen: Montana Martinez und Pia Herting konnten mit ihrer Mentoring-Plattform Circle die Jury des Xathons 2021 von Henkel dx Ventures überzeugen. Ein Wochenende lang hatten die beiden sich im November mit fast 100 anderen Teilnehmerinnen an vier Standorten in Berlin und auf einer eigens eingerichteten Onlineplattform getroffen. Der Anlass: Henkels Business-Hackathon für Gründerinnen. Im finalen Pitch vor einer hochkarätigen Jury setzten sich Montana Martinez und Pia Herting durch. Dabei waren sie mit ihrer Idee noch ein Jahr vorher beim Xathon gescheitert. Im Interview berichten die beiden von ihrer Niederlage, der Motivation, die daraus entstand – und was sie nun nach dem Sieg und mit dem Preisgeld vorhaben. 

Herzlichen Glückwunsch, ihr habt den Xathon 2021 gewonnen! Wie habt ihr diese Zeit erlebt?

Pia: Die Zeit ging so schnell vorbei! Es war toll, unter den ganzen Gründerinnen und Expert:innen zu sein. Wir haben unsere Firma während Corona gegründet, persönliche Treffen oder ein realer Austausch waren hier sehr selten. Auch deswegen haben wir beide es so genossen, unter anderen Menschen zu sein.

Montana: Es war unglaublich, den Spirit dieser zahlreichen jungen Gründerinnen zu erleben. Der Xathon ist ideal, um am eigenen Geschäftsmodell zu arbeiten und es mithilfe von Feedback und Austausch zu verbessern. Und das ist uns voll gelungen; auch wir konnten uns in dieser kurzen Zeit so stark weiterentwickeln. Bereits letztes Jahr waren wir total fasziniert von dem Aufbau und dem Umfang der Veranstaltung. Die Liebe und Begeisterung für den Xathon sind dieses Jahr nochmals gewachsen.


Montana und Pia gaben nicht auf und gewannen den Xathon im zweiten Anlauf.

   

Pia Herting and Montana Martinez

Pia und Montana

Du sprichst es an: Ihr hattet 2020 bereits teilgenommen und konntet damals nicht gewinnen. Was war eure Motivation erneut teilzunehmen?

Montana: Aufstehen und weitermachen! Pia und ich sind ein starkes Gründerinnen-Team, die Niederlage letztes Jahr hat uns hier noch enger miteinander verbunden und uns wesentlich motiviert, unseren Weg gemeinsam weiter zu gehen. Unsere Gründung war damals nur ein paar Tage alt – wir hatten keine Ahnung, was auf uns zukommen würde. Obwohl wir nicht gewinnen konnten, haben wir beide zum ersten Mal realisiert, wie viel eigentlich in unserer Idee steckt, welch enormes Potenzial hier schlummert.

Pia: Ich kann mich gut erinnern: Nach dem Xathon letztes Jahr saßen wir beide gemeinsam in der Küche und waren völlig überwältigt! Es waren so viele Eindrücke, so viele Dinge, die wir gelernt haben. Was ist eigentlich ein Business Model Canvas? Keine Ahnung, das mussten wir alles innerhalb kurzer Zeit lernen. Aber die Niederlage letztes Jahr hat uns auch enorm geholfen 2021 komplett anders an die Sache ranzugehen. Ich würde sagen, wir waren viel fokussierter und konnten sehr gezielt arbeiten. Wir wussten genau, was wir erreichen wollten. Dass es dann in diesem Jahr auch wirklich zu dem Sieg kam, war natürlich das Highlight.

Montana: Und obwohl wir letztes Jahr nicht auf Platz eins landen konnten, haben wir etwas dazu gewonnen - Mut. Mut zu unserem Produkt zu stehen, die Idee gegen Widrigkeiten und Skepsis zu verteidigen. Wir haben gelernt, wie viel Kraft in unserem Plan steckt. Das war sehr besonders.

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Pia: Montana und ich haben uns in Shanghai kennengelernt. Wir waren beide von der Hochschule in einem Auslandssemester dort. Die Zeit im Ausland war für uns beide äußerst aufregend und hat unsere Freundschaft stark geprägt. So sehr, dass wir im Anschluss an unser Studium auch beschlossen, gemeinsam zu gründen.

Montana: Obwohl die Gründung gar nicht unser erstes Ziel war. Ich habe schon erste Praktika in einem großen Konzern gemacht. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass mir Unterstützung und der Zugang zu Mentor:innen gefehlt haben. Da kam die Idee, unsere Firma Young Female und die Plattform Circle zu gründen.


Das Event bietet jungen Frauen eine Plattform, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Um was geht es bei Young Female?

Montana: Young Female, das ist Mentoring für junge Frauen. Wir möchten eine Plattform gestalten, die es Berufseinsteigerinnen erleichtern soll, Orientierung zu finden. Wir bringen sie mit erfahrenen Persönlichkeiten zusammen. Unser erstes Produkt ist Circle, die erste im deutschsprachigen Raum existierende digitale Female Mentoring Plattform zur Unterstützung von weiblichen Young Professionals in der Arbeitswelt. Unser Algorithmus ermöglicht es uns, den optimalen Match zu finden.

Und das Angebot richtet sich an junge Berufseinsteigerinnen?

Pia: So sind wir gestartet ja, aber in der Zwischenzeit sind viele andere Gruppen hinzugekommen. Wir haben mittlerweile auch viele Jobwechslerinnen und Quereinsteigerinnen dazubekommen, die gerade in dieser aufregenden Zeit Orientierung suchen und ein gutes Mentorship brauchen. Und seit dem Xathon haben wir auch ganz viele Gründerinnen auf der Plattform, die uns über die Veranstaltung kennengelernt haben. Das ist natürlich besonders schön, dass wir als junge Gründerinnen nun anderen Gründerinnen helfen können.

Wie funktioniert die Plattform genau?

Pia: Aktuell bieten wir noch überwiegend 1:1-Mentorings und Trainings an, arbeiten aber auch schon an Gruppen-Konzepten. Wir haben hier ein Abo-Modell, das über sechs Monate läuft. Für aktuell 39,99 Euro können unsere Kundinnen die Plattform nutzen und sich eine:n perfekte:n Mentor:in suchen. Das ist im Vergleich zu anderen Coaching-Angeboten oder Beratungsangeboten recht günstig. Das ist ein wichtiger Aspekt für uns. Schließlich arbeiten wir mit jungen Frauen zusammen, die meist noch am Anfang ihrer Karriere stehen und sich sehr teures Mentoring nicht leisten können.


Der Xathon ist ideal, um an eigenen Geschäftsmodellen zu arbeiten und diese im Austausch mit erfahrenen Mentor:innen zu verbessern.

Eure Firmen-Philosophie ist „What goes around comes back around“. Was hat es hiermit auf sich?

Montana: (lacht) Hier hat uns Beyoncé geholfen. Vergangenes Jahr in der Gründungsphase haben wir ganz oft das Lied „Best Thing I Never Had“ von ihr gehört, dort kommt die Strophe vor. Irgendwann haben wir dann festgestellt, wie gut das Motto eigentlich zu uns und unserer Idee passt: Denn schließlich basiert die Plattform auf einer Art Kreislauf-Idee, deswegen auch der Name unseres Produkts Circle. Wenn unsere Mentor:innen mal selbst Hilfe oder Inspiration benötigen, können sie auch die Plattform nutzen. Mehr noch: Wenn die Teilnehmerinnen irgendwann ihren Weg gefunden haben, können sie ihre Erfahrung weitergeben.

Ihr habt beim Xathon ein Preisgeld von 25.000 Euro gewonnen. Wisst ihr schon, was ihr mit dem Geld machen wollt?

Pia: Ja, wir möchten an unserem Produkt weiterarbeiten. Das „Minimum Viable Product“, also unseren Prototypen weiterentwickeln und möglichst schnell auf die Straße bringen. Das Preisgeld hilft uns hier sehr! Ich denke, es ist schon bemerkenswert: Man hört immer von Rekordfinanzierungen, Milliardenbeträgen bei Gründungen. Für uns als junge Gründerinnen sind aber auch diese 25.000 Euro enorm viel Geld und sehr wertvoll!

Wie geht es weiter?

Pia: Wir werden an unserem Produkt arbeiten, es kontinuierlich verbessern. In den nächsten Wochen stehen die ersten größeren Finanzierungsrunden an, das wird sehr aufregend.

Montana: Wir möchten uns noch weiter verbessern, persönlich an uns arbeiten. Wir haben selber gemerkt, welche enorme Entwicklung wir gemacht haben, auch durch den Xathon. Daran möchten wir anknüpfen. Ach ja, und sobald es die Situation wieder zulässt, möchten wir unsere Launch Party nachholen – die darf auch nicht fehlen.