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Warum ein NEIN nicht das Ende bedeutet

Dr. Salima Douven, Head of Open Innovation & Incubation bei Henkel dx, über ihren größten Antrieb für Innovation

Digitalisierung Kultur Zukunft Zukunft Kultur 08.09.2021
No sign on wall

   

Das Wort „NEIN“ habe ich in meinem Leben schon oft gehört – sowohl privat als auch beruflich. Sicher stimmst du mir zu – ein „NEIN“ kann oft enttäuschend, ja sogar entmutigend sein. Und doch habe ich gelernt, das Wort „NEIN“ zu lieben. Genau genommen betrachte ich „NEIN“ jetzt als einen entscheidenden Treiber für Innovationskraft!

Der Trick ist, ein „NEIN“ nicht als das Ende einer Idee zu sehen, sondern als eine Chance, diese neu zu bewerten – und noch einmal neu zu beginnen. Ein „NEIN“ lässt dich hinterfragen, ob deine Idee tatsächlich nicht funktionieren wird – oder ob sich etwas ändern muss, damit sie funktionieren kann. Dieses „etwas“ muss nicht unbedingt die Idee selbst sein. Ich habe in Betriebswirtschaftslehre promoviert, trotz eines entschiedenen „NEINs“ meines damaligen Schullehrers, der nicht glaubte, dass ich in die Wirtschaft gehöre.

Dr. Salima Douven, Head of Open Innovation & Incubation at Henkel dx

   

Ein „NEIN“ ist nicht das Ende einer Idee, sondern die Chance, diese neu zu bewerten.

Während der Promotionszeit wurde mir klar, dass ich mich in einer wirklich glücklichen Lage befand: ich war frei, gesund und hatte Zugang zu Bildung. Diese Erkenntnis weckte in mir den Wunsch, etwas zurückzugeben und anderen zu helfen, die weniger privilegiert waren. Durch Zufall bin ich auf eine Idee gestoßen, die ein Freundin von mir treffend „Wahlverwandtschaften“ genannt hat. Da ich meine Mutter schon früh verloren hatte, war ich mir der Bedeutung von „Wahl-Familienmitgliedern“ bereits bewusst – wertvolle Menschen, mit denen man nicht blutsverwandt ist, sondern die man durch eigene Wahl in den Kreis der Familie aufnimmt. So kamen meine Freundin und ich auf die Idee, eine Online-Plattform aufzubauen, die Menschen verbindet, denen verwandtschaftliche Nähe fehlt.

Selbstverständlich sollte dies für uns eine gemeinnützige, durch Spenden finanzierte Angelegenheit sein. Und hier begegnete ich meinem ersten „NEIN“ in Sachen Innovation: Unser Konzept der Vermittlung von Beziehungen zwischen „Familienmitgliedern“ war so neu und innovativ, dass es in keine der üblichen steuerlichen Kategorien der Gemeinnützigkeit passte. Das Konzept war noch nicht einmal durch das deutsche Vereinsrecht gedeckt. Und so weigerte sich das Finanzamt, unseren Status der Gemeinnützigkeit anzuerkennen. Sie sagten „NEIN“.

Doch wir waren von der Notwendigkeit einer solchen Plattform so überzeugt, dass wir uns weigerten, unsere Idee aufzugeben. Über zwei Jahre kämpften wir gegen dieses „NEIN“ an, und am Ende wurde unsere Hartnäckigkeit belohnt: Unsere Plattform erhielt den Status der Gemeinnützigkeit, und wir wurden sogar von einer großen Frauenzeitschrift mit einem Preis ausgezeichnet!

Die Lehre, die ich daraus und aus den zehn Jahren, in denen ich aktiv am Betrieb der Plattform beteiligt war, gezogen habe, ist:  Wahre Innovation stellt den Status quo in Frage und ebnet den Weg für Veränderungen. Leider sind wir Menschen darauf gepolt, uns gegen Veränderungen zu wehren. Wenn du also in Bereiche vordringst, die den Menschen bisher unbekannt sind oder zumindest von anderen nicht vollständig verstanden werden, wirst du zwangsläufig auf viele „NEINs“ stoßen. Lass dich davon aber auf keinen Fall aufhalten! Ein „NEIN“ muss nicht das Ende bedeuten, es kann auch der Anfang sein – von etwas Großem, etwas wirklich Innovativem, etwas, das zu einem echten Game-Changer wird. Ein „NEIN“ kann am Ende deine größte Motivation und Quelle für Innovationskraft und Resilienz sein. Vielleicht geht es dir am Ende wie mir: Du lernst, das Wort „NEIN“ zu lieben – weil es dich anspornt und dir hilft, besser zu werden.

Dr. Salima Douven, Head of Open Innovation & Incubation at Henkel dx

   

Wahre Innovation stellt den Status quo in Frage und ebnet den Weg für Veränderungen.

Bis heute profitiere ich von den Erfahrungen, die ich beim Aufbau der Plattform gemacht habe. Anstatt mich zu ärgern, wenn ich ein „NEIN“ höre, sehe ich es als Chance, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. In manchen Fällen kann ein „NEIN“ eine Chance sein, die eigene Idee zu verbessern und voranzubringen. In anderen Fällen kann das „NEIN“ dir helfen, dich einer neuen Idee zu widmen und die nächste große Chance auf Erfolg zu ergreifen.

Diese Wertschätzung für das Wort „NEIN“ ist eine große Bereicherung für meine derzeitige Rolle bei Henkel dx, wo ich im Bereich Digital Open Innovation and Incubation arbeite – ein Bereich, der immer wichtiger wird, da sich unsere Branchen und Märkte stark verändern. Auch für etablierte Unternehmen wie Henkel mit seiner 145-jährigen Firmengeschichte ist es glasklar, dass eine erfolgreiche Vergangenheit keine Garantie mehr für eine erfolgreiche Zukunft ist. Innovation wird selbst für die großen Player der Schlüssel für das Überleben sein.

Aber Innovation bedeutet, die eigene Komfortzone zu verlassen, alles Gewohnte in Frage zu stellen und neue Wege zu gehen. Du kannst dir also vorstellen, dass ich in den über zehn Jahren, in denen ich im Bereich der digitalen Innovation gearbeitet habe, viele „NEINs“ gehört habe. Und natürlich stießen wir auch auf Skepsis, als wir beschlossen, unseren neuen Henkel dx Innovation Hub in Berlin mitten in der Pandemie zu eröffnen. Viele hielten das sogar für unmöglich – und doch haben wir es geschafft.


Das Team im neuen Innovation Hub von Henkel dx in Berlin kreiert digitale Innovationen und Geschäftsmodelle, die Henkel zukünftig intern und extern nutzen wird.

Jedes Mal, wenn wir mit einem „NEIN“ konfrontiert wurden, haben wir unsere Pläne neu bewertet – war dies der richtige Ort, die richtige Zeit, das richtige Set-up? Wir gingen gestärkt daraus hervor. Jetzt ist unser Berliner Hub ein Ort der Begegnung und des Arbeitens, an dem wir gemeinsam den Status quo in Frage stellen, echte digitale Innovation vorantreiben – und mehr als 20 neu zu uns gestoßene Kollegen dazu ermutigen, das Wort „NEIN“ lieben zu lernen.

Dr. Salima Douven, Head of Open Innovation & Incubation at Henkel dx

   

Ein „NEIN“ kann uns enttäuschen, aber es kann auch unsere größte Motivation sein.

Ein „NEIN“ kann uns verletzen, enttäuschen oder in dem Moment frustrieren – aber es kann auch der beste Motivator sein. Es kann uns dazu zwingen, einen höheren Gang einzulegen und uns selbst und anderen zu beweisen, dass das Spiel für uns noch längst nicht verloren ist. Wenn wir anfangen, das Wort „NEIN“ zu lieben, bringt es uns auf den Weg zu mehr Innovation, Wachstum und nachhaltigem Erfolg.