Interview

Auf dem Weg zur Null

Wie Henkel bis 2045 Net-Zero erreichen möchte

Klimaschutz 16.05.2025

Bis 2045 Net-Zero erreichen – das ist das Ziel, das wir uns bei Henkel gesetzt haben. Das birgt sowohl zahlreiche Chancen als auch Herausforderungen. Und bedeutet vor allem viel Arbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens. Im Interview bei Fritz for Future, dem Nachhaltigkeits-Podcast von Henkel, spricht Dirk Ullrich, Klima- und Naturexperte bei Henkel, darüber, wie das Net-Zero-Ziel in die Nachhaltigkeitsstrategie von Henkel integriert ist. Dabei erklärt er, was genau hinter Net-Zero steckt – und wie sich wirtschaftlicher Erfolg und Klimaschutz miteinander verbinden lassen.

Dirk, was bedeutet Net-Zero (zu Deutsch Netto-Null)?

Bei Net-Zero geht es darum, dass Handlungen, die wir als Menschen und Unternehmen ausführen, keine Auswirkungen auf das Klima haben. Dabei beschreibt der Begriff Netto-Null im Grunde, dass man die Bruttoaktivität, die man durchführt, etwas gegenüberstellt, das die verursachten Emissionen aus der Rechnung wieder entfernt. Die grundlegende Idee dahinter ist, weniger Emissionen zu verursachen und die Emissionen, die dann noch verbleiben zu kompensieren. Dafür müssen Emissionsstrategien verändert werden und es darf nicht nur lediglich versucht werden, Emissionen zu kompensieren. Weil reine Kompensation ändert nichts am eigentlichen Verhalten und Kompensationsmaßnahmen geraten schnell an ihre Grenzen. Net-Zero braucht strenge Regeln und ist ein zu schwaches Konzept allein, wenn nur Kompensation betrachtet wird. 

Porträtfoto von Dirk Ullrich, Klima- und Naturexperte bei Henkel

Ich bin der festen Überzeugung, dass man den Klimaschutz mit ökonomischen Mitteln, die im globalen Wirtschaften heute zur Verfügung stehen, erreichen kann.

Was sind die Kernpunkte des Net-Zero-Plans von Henkel?

Für unseren Net-Zero-Plan haben wir uns kein eigenes Net-Zero-Ziel gesetzt oder für uns selbst definiert, was das bedeuten könnte. Wir folgen der Science Based Targets Initiative (SBTi), einem Verband von Wissenschaftler:innen, die Ziele validieren. Das bedeutet, die SBTi rechnet nach und prüft, ob der Plan, den wir verfolgen auch mit ambitionierteren Net-Zero-Regeln übereingeht. Im Wesentlichen zusammengefasst bedeutet das, dass wir circa 90 Prozent unserer Emissionen reduzieren müssen und ausschließlich 10 Prozent unserer Emissionen, auch residuale Emissionen genannt, dann letztendlich kompensieren. 

Inwiefern ist die Strategie von Henkel durch die Net-Zero-Ziele ambitionierter geworden?

Wesentlich ambitionierter zu unseren vorherigen Zielen ist, dass wir neben unseren kurzfristigen Zielen, die sich an 2030 orientieren, jetzt auch ein langfristiges Ziel verfolgen. Wir geben dem Unternehmen sozusagen einen Nordstern im Klimabereich. Bis 2045 wird noch viel passieren, es wird viele Legislaturperioden geben, aber es ist das ultimative Ziel, auf das wir unser Wirtschaften ausrichten: Bis 2045 Klimaneutralität für das Unternehmen in all seinen emissionsverursachenden Kategorien erstreben – in absolut allen sogenannten Scopes. Es ist umfänglich und langfristig. 

In welchem „Scope“ fallen bei Henkel die meisten Emissionen an?

Große Teile unserer Produkte sind Konsumentenprodukte und somit fallen die meisten Emissionen relativ weit am Ende einer sehr langen Wertschöpfungskette an. Dementsprechend ist unser Emissionsportfolio so aufgestellt, dass wir nicht allzu große Mengen an Scope-1- oder -2-Emissionen haben. Unsere Herstellungsprozesse sind relativ effizient und nicht sonderlich energieintensiv. Unsere Scope-3-Emissionen sind somit äußerst relevant im Vergleich zu Scope 1 und Scope 2. Wenn wir die Scope-3-Emissionen auseinandernehmen, stellt die Anwendungsphase unsere Produkte mit Abstand die größte Emissionsquelle dar. Dann bleiben noch wesentlich große Emissionsbereiche im Einkauf unserer Rohstoffe und Verpackungsmaterialien und auch noch ein signifikanter Anteil beim End-of-Life unserer Produkte. Die Transport-Emissionen und alle anderen Emissionen sind eher gering. 

Was ändert sich bei Henkel in den nächsten Jahren, um die neu gesetzten Net-Zero-Ziele zu erreichen?

Wir haben einen sogenannten Net-Zero Transition Plan oder Übergangsplan erstellt. Dort haben wir wesentliche Hebel definiert, um die Ziele zu erreichen. Für unsere eigenen Scope-1- und -2-Emissionen setzen wir zum Beispiel auf Energieeffizienz. Wenn wir Energien benötigen, nutzen wir grüne oder klimaneutrale Energien. Zusätzlich erzeugen wir, wo immer es geht, eigenen Strom, zum Beispiel aus Photovoltaik. Für den Scope-3-Bereich gestalten wir Produkte, die in ihrer Anwendung deutlich emissionsreduziert sind. Und wir setzen Rohstoffe ein, die mit wesentlich weniger Emissionen hergestellt und produziert werden. Unsere Logistik und unsere Transportbedürfnisse transformieren wir ebenfalls so, dass sie möglichst wenig Emissionen verursachen. Und die Kreislaufwirtschaft kommt überall da zu tragen, wo wir rezyklierte Materialien einsetzen können. Letztendlich umfassen die Strategie und der Plan fast alle Bereiche unseres Handelns.

Porträtfoto von Dirk Ullrich, Klima- und Naturexperte bei Henkel

Es ist das ultimative Ziel, auf das wir unser Wirtschaften ausrichten: Bis 2045 Klimaneutralität für das Unternehmen in all seinen emissionsverursachenden Kategorien erstreben – in absolut allen sogenannten Scopes. Es ist umfänglich und langfristig.

Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz werden oft nicht gerne zusammen betrachtet. Wie siehst du das mit deiner Expertise?

Ich bin der festen Überzeugung, dass man den Klimaschutz mit ökonomischen Mitteln, die im globalen Wirtschaften heute zur Verfügung stehen, erreichen kann. Nur leider wird das Thema immer wieder zu Gunsten kurzfristiger Lösung anderer Probleme geopfert und das sehe ich als das größte Problem. Meine Antwort lautet: Es ist möglich, es ist auch finanziell stemmbar. Fast alle Technologien, die wir brauchen, sind verfügbar. Und wir beobachten auch positive Trends: Die Kosten für Batteriespeicher und Photovoltaik gehen herunter. Wir sehen die erneuerbaren Energien übertreffen fossile Energieträger. Es gibt gute Zeichen, aber es gibt immer wieder den Trend, aufgrund von Kurzfristigkeit langfristige Ziele zu vernachlässigen. 

Ist es leichter oder schwerer, eine Net-Zero-Strategie zu verfolgen, wenn man global agiert?

Aus meiner Sicht ist es ist einfacher. Wir haben den unschätzbaren Vorteil, unsere Perspektiven leicht wechseln zu können. Ich spreche täglich mit Kolleg:innen aus anderen Ländern, wo Klima- und Umweltschutz keine zentralen Themen sind. Wir können sehr viel voneinander lernen. Ich rede auch viel mit Teams, die zum Beispiel in Regionen arbeiten, in denen der Klimawandel schon deutlich Spuren und Folgen hinterlassen hat. Wir haben vielfältige Kunden und Partnerbeziehungen in verschiedenen Ländern, die auch unterschiedlichste Perspektiven bieten. Wir sehen andere Technologiemöglichkeiten in anderen Teilen der Welt. Und wir sehen einen unterschiedlichen Umgang mit dem Thema. Das bedeutet aber auch, dass wir eine Strategie entwickeln müssen, die in vielen Ländern funktioniert – an unseren vielen Produktionswerken und Standorten und die auch ein gewaltiges Portfolio an Produkten abdeckt – aber genau das bietet auch Möglichkeiten und Chancen, da wir einen großen Hebel haben.

Das ganze Interview mit Dirk gibt es bei Fritz for Future, 

dem Nachhaltig­keits-Podcast von Henkel. 

Klimaschutz

Transformativen Wandel vorantreiben

Sommer mit Rekordhitze, vermehrte Hurrikane und ein steigender Meeresspiegel. Eine kleine Zahl mag den Anschein haben, als ob sie keinen großen Unterschied macht. Aber wenn es um das Klima und das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels des weltweiten Pariser Abkommens zum Klimawandel geht, haben ein paar Grad eine enorme Auswirkung: auf den Planeten und auf die Menschen. Wir müssen handeln, damit nicht nur wir, sondern auch zukünftige Generationen nachhaltig ein gutes Leben führen können. 

SPOTLIGHT
MAGAZIN

Entdecke unsere Themenwelten mit Geschichten und Experteneinblicken zu Innovation, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und zur Kultur bei Henkel.