Story

Der Klebstoff im Motorsport

Student Jonas Lang erzählt, wie Klebstoffe seine Racing-Zubehörteile sicherer und leichter machen

Zukunft Industrieklebstoffe 22.06.2021
Wie man mit Klebstoffen das Racing-Zubehör weiterentwickelt

   


Eine Idee, wie ein zündender Funke. Experimentieren. Montieren. Scheitern. Neue Wege suchen und noch einmal probieren. Euphorie, wenn die Vision endlich als funktionierender Prototyp vor einem steht. Jonas Lang kennt jeden Schritt dieses Prozesses nur zu gut. Er ist Student an der Hochschule München, Startup-Gründer und leidenschaftlicher Motorsportler. In der Prototypenwerkstatt „MakerSpace“ der Technischen Universität München tüftelt er an neuen Entwürfen und Produkten, holt sich Inspirationen und tauscht sich mit anderen Mitgliedern aus.

Im Interview erzählt er, wie ihm Klebstoffe bei Optimierungen und Umbauten seiner Rennsportprojekte helfen konnten und Lösungen für knifflige Problemfälle boten.

Jonas, erzähl mal ein bisschen über dich. Was machst du und wie bist du auf deine Produktideen gekommen?

Jonas: Seit März 2020 studiere ich Elektrotechnik an der Hochschule München. Davor habe ich in der Materialentwicklung von Karosseriewerkstoffen bei einem Automobilhersteller gearbeitet. Privat entdeckte ich vor langer Zeit meine Leidenschaft für den Motorsport. Ich habe angefangen, Getriebe selbst umzubauen, wobei mich die Frage angespornt hat, wie ich Bauteile so optimieren kann, dass sie zwar die hohen Belastungen eines Rennens aushalten, gleichzeitig jedoch Gewicht einsparen. Aus einem Hobby und einigen Freundschaftsdiensten für Bekannte ist so schnell ein professionelles Gewerbe geworden.

Woran arbeitest du gerade?

Jonas: Letztes Jahr habe ich meinen Web-Shop Saltgrain Racing aufgebaut, in dem ich selbst entwickelte Zubehörteile für den Motorsport vertreibe. Im Online-Shop gibt es zum Beispiel hydraulische Handbremsen, die ich fortlaufend weiterentwickle. Mein Ziel ist es, die Zubehörteile so leicht wie möglich zu gestalten, so dass das Auto mit diesen Bauteilen bestmöglich auf Geschwindigkeit optimiert werden kann. Dafür setze ich an vielen Stellen Klebstoffe ein – beispielsweise Fügeklebstoffe zum Einkleben von Kugellagern, die bauartbedingt nicht eingepresst werden können. Bei vielen Anwendungen sind Klebstoffe die beste Verbindungstechnik.  

Klebstoffe werden an vielen Stellen eingesetzt, da sie für viele Anwendungen die beste Verbindungstechnik sind. Etwa wenn die Passung des Kugellagersitzes außerhalb der Toleranz ist, oder bauartbedingt Schrägkugellager nicht eingepresst werden können, ohne die Lagervorspannung zu verändern. Auch wenn eine Klemmung keine Verbindungsmöglichkeit darstellt, zum Beispiel bei Schaltwegverkürzungen, kommen Klebstoffe zum Einsatz.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Klebstoffe für deine Anwendungen zu verwenden?

Jonas: Das erste Mal kam ich durch die Formula Student mit Henkel beziehungsweise Loctite in Kontakt. An einem Stand habe ich mir dort das Angebot an Kleb- und Dichtstoffen angesehen. Anfangs war ich ehrlich gesagt etwas skeptisch, weil ich nicht daran geglaubte, dass Klebungen so hohe Belastungen aushalten können. Ein Freund hat mich schließlich zum Kleben überredet und es hat sich als die beste Lösung herausgestellt. Bei unseren Formula Student-Rennautos haben wir vor allem viel mit Loctite Fügeklebstoffen und Schraubensicherungen gearbeitet, welche ich auch heute noch für meine Produktentwicklungen einsetze.

Jonas Lang is a passionate motorsport enthusiast.

   

Alle anderen Verbindungstechniken schieden aus Platzgründen aus, das Kleben war die einzige Möglichkeit diese Bauteile sicher miteinander zu verbinden.

   

Du hast erzählt wie Klebstoffe bei deinen Produkten zur Anwendung kommen. Wie konnte dir der Einsatz von Klebstoffen bei deinen Herausforderungen helfen?

Jonas: Bei dem Getriebe ist die größte Herausforderung die Sicherheit: Die Schrauben dürfen sich auf keinen Fall lockern. Aus diesem Grund setze ich hier hochfeste Schraubensicherungen ein. Bei der Schaltung müssen Kugellager auf engstem Raum befestigt werden. Außerdem werden verschiedene Materialien miteinander verbunden – außen befindet sich Aluminium, innen Stahl. Die Verbindung muss halten, doch das Einpressen des Kugellagers ist in diesem Fall nicht möglich, da es sich um ein Schrägkugellager handelt. Aufgrund des sehr geringen Bauraums sind alle anderen Verbindungstechniken aus Platzgründen ausgeschieden, das Kleben war die einzig gute Möglichkeit diese Bauteile sicher miteinander zu verbinden.

Deine Arbeit klingt nach interessanten Herausforderungen und spannenden Lösungswegen. Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Jonas: Puh, ich habe viel vor. Seit kurzem entwickle ich mit einem ehemaligen Arbeitskollegen zusammen Uhren. Das möchte ich weiter vertiefen. Und natürlich mein Produktportfolio im Rennsport erweitern. Außerdem plane ich, meinen Online-Shop für die Motorsport-Zubehörteile weiterzuentwickeln und meine Online-Präsenz noch mehr auszubauen. Ganz oben auf meiner To-Do-Liste steht natürlich auch der Abschluss meines Studiums. Ansonsten möchte ich einfach mit dem weitermachen, was ich bereits tue: ausprobieren, scheitern, lernen, besser werden.