Vor einigen Jahren war ich mit meinem Mann auf einer Weltreise. Wir besuchten die schönsten Orte dieser Erde – einer davon war Hawaii. Wir haben Delfine gesehen, Wale, alles was die Natur nur so zu bieten hat. An einem verlassenen Strand kam es dann zu dem einschneidenden Erlebnis: wir fanden dort ein riesiges Knäuel aus Geisternetzen und allerlei Unrat. Als wir versuchten, es vom Strand wegzubewegen, damit es im offenen Meer nicht zur Falle für Tiere würde, konnten wir es aufgrund der Größe jedoch nicht bewegen und sahen, wie machtlos wir dagegen waren – machtlos gegen die Verschmutzung unserer Ozeane. Zurück in Düsseldorf nahm ich mir vor, etwas dagegen zu tun – auch wenn unsere Stadt nicht am Meer liegt, sind wir durch den Rhein direkt mit dem Meer verbunden und können auch hier vor Ort einen Beitrag leisten. Ich schnappte mir Handschuhe, Greifzange und einen Müllsack und sammelte das erste Mal Müll in meiner eigenen Stadt.
Und wie! Ein Blick genügt schon, um zu sehen, wie viel Müll entlang des Rheinufers oder in unseren Wäldern liegt. Von Liegestühlen, Autoreifen bis hin zu Einweggrillsets und benutzten Windeln – wir haben wirklich ALLES gesehen. Da konnte eine kleine Aktion mit meinem Mann nur wenig bewirken. Wir haben daher Freunde und Familie motiviert, sich anzuschließen und haben auch über soziale Medien dazu aufgerufen mitzumachen. So entstand im Juli 2018 unser erstes gemeinsames Cleanup am Rhein.
Bei einer Sammelaktion am Rhein können je nach Jahreszeit bis zu 500 kg Müll zusammengekommen.
Wie genau kann man sich denn eine Cleanup Aktion mit dir vorstellen?
Unsere gemeinsamen Aktionen werden über Facebook und Instagram angekündigt. Wer Lust hat, sich anzuschließen, kommt zu dem vereinbarten Treffpunkt. Dort wird jeder Teilnehmer mit Müllgreifern, Schutzhandschuhen und Abfallsäcken ausgestattet. Im Anschluss gibt es dann noch ein paar Sicherheitshinweise – das lag mir auch schon vor Covid-19 am Herzen, damit sich alle Sammler gut vorbereitet und sicher fühlen.
Damit beginnt dann auch schon die eigentliche Arbeit. Jeder packt mit an, und zwar genau so viel, wie er oder sie gerade kann – und das bei Wind und Wetter. Nach zwei Stunden kommen wir wieder zusammen und machen uns mit einem Getränk in der Hand ein Bild der “Ausbeute“. Für unsere fleißigen Helfer gibt es dann meistens noch ein Dankeschön in Form eines Gutscheins oder nachhaltigen Produkten wie beispielsweise Bienenwachstüchern oder Glasstrohhalmen – bereitgestellt von einem unserer Sponsoren.
Wie viel Müll kommt da so zusammen?
Das ist unterschiedlich, denn das hängt von der Jahreszeit, der Sammelstelle und dem Rheinpegel ab. In der Regel sammeln wir zwischen 200 und 500 kg Müll – nach Silvester waren es allein 340 kg nur mit den Abfällen der Feuerwerksköper!
Unser schwerster Fund bisher war ein Motorrad, welches bis zur Hälfte kopfüber im Boden feststeckte, so dass wir es nur mit geballter Kraft bergen konnten. Wir haben alle an einem Strang gezogen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Das zeigt einmal mehr, was man gemeinsam alles erreichen kann.
Was genau passiert dann mit dem gesammelten Müll?
Wir versuchen, alles, was wir finden, sinnvoll weiterzuverwenden. So wird gesammeltes Pfand zu einer Rücknahmestelle gebracht oder Glas in einem Altglas-Container entsorgt. Wir arbeiten aber auch mit Tobacycle zusammen, einem Sammelsystem für Zigarettenkippen, aus denen neues Kunststoffgranulat hergestellt wird, welches wiederum genutzt wird, um Taschenaschenbecher herzustellen. Der übrigbleibende Restmüll wird dann von der Awista entsorgt.