CO2-Emissionen durch Rohstoffe
Aufbauend auf unseren existierenden SBTi Zielen bis 2030 und unserer Ambition bis 2030 klimapositiv in der Produktion zu werden, werden wir den globalen „Net-Zero“ Standard betrachten, um einen „Net-Zero“-Pfad für unsere Scope 3-Emissionen zu entwickeln. Der Standard wurde Ende 2020 von der SBTi veröffentlicht, um klare, wissenschaftlich fundierte Leitlinien, Kriterien und Empfehlungen zu geben, die Unternehmen benötigen, um wissenschaftlich fundierte „Net-Zero“ Ziele festzulegen, die im Einklang mit einer 1,5°C Zukunft sind.
Beitrag unserer Lieferanten:
Die von uns eingekauften Rohstoffe und Inhaltsstoffe beeinflussen maßgeblich unseren ökologischen Fußabdruck entlang der Wertschöpfungskette. Wir erwarten daher von unseren Vertragspartnern und Lieferanten, dass sie einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen entlang ihrer Lieferkette leisten. Dies spiegelt sich in unserem ehrgeizigen Ziel wider, den Fußabdruck der von uns eingesetzten Rohstoffe und Verpackungen um 30 Prozent pro Tonne Produkt bis 2030 im Vergleich zum Basisjahr 2017 zu reduzieren.
CO2 in Rohstoffen ersetzen:
Um darüber hinaus Emissionen zu verringern, haben wir innerhalb unseres Portfolios geprüft, wo wir Rohstoffe mit einem hohen CO2-Fußabdruck durch Alternativen ersetzen können.
Viele der von uns eingesetzten Rohstoffe und Inhaltsstoffe sind „organische“ chemische Verbindungen, also solche, die auf Kohlenstoff basieren, beispielsweise die Tenside in Waschmitteln und Shampoos, Harze in Klebstoffen und Kunststoffe für Verpackungen. Diese setzen CO2 frei, wenn sie biologisch abgebaut oder verbrannt werden. Daher planen wir, auf unserem Weg zu einer ressourceneffizienten, klimaneutralen Zukunft den fossilen Kohlenstoff in unseren Rohstoffen bzw. als Basis von Inhaltsstoffen und Verpackungen sukzessive durch erneuerbaren Kohlenstoff zu ersetzen. Vor allem die Nutzung von Kohlenstoff aus Pflanzen oder Pflanzenteilen als Teil der nachwachsenden Biosphäre steht dabei im Fokus. Kohlenstoff aus der Luft und aus Abfallstoffen wie Kunststoffen kann zukünftig ebenfalls als Quelle erschlossen werden.
Für Kohlenstoff aus nachwachsenden Quellen ist es besonders wichtig, diese Quellen verantwortungsvoll auszuwählen und zu bewerten und damit auch die mögliche Konkurrenz um Landflächen (zum Beispiel Wälder oder Ackerflächen) und damit verbundene Emissionsberechnungen zu berücksichtigen. Oftmals wird die Biomasse nicht in einem segregierten Prozess verarbeitet, sondern in etablierte Produktionsprozesse eingearbeitet, die auch fossile Rohstoffe als Basis von Inhaltsstoffen verarbeiten, was der Massenbilanzlogik entspricht. So haben wir im Jahr 2022 begonnen, Inhaltsstoffe, die unter dem Biomassebilanzansatz von der BASF produziert werden, einzukaufen, um diese für die meisten in Europa hergestellten Konsumgüterprodukte aus dem Bereich Consumer Brands zu nutzen. Dazu sind geschlossene Kontrollketten, die von den eingesetzten nachwachsenden Rohstoffen bis zum Endprodukt etabliert wurden, notwendig. Diese sind entsprechend zertifiziert worden.
Ein für Henkel wichtiger Rohstoff ist Palm- und Palmkernöl. Dessen Anbau kann zur Entwaldung von Primär- oder Sekundärregenwald mit bedeutendem ökologischem Wert beitragen. Dazu zählen auch Torfböden und andere Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt („High Carbon Stocks“). Diese verursachen zum Beispiel bei Entwässerung erhebliche CO2-Emissionen. Deshalb ist unser Ziel, das gesamte in unseren Produkten als Basis von Inhaltsstoffen verwendete Palm- und Palmkernöl bis 2025 aus nachhaltiger Bewirtschaftung entsprechend dem RSPO-Massenbilanzmodell (RSPO = „Round Table on Sustainable Palm Oil“) zu beziehen. So wollen wir sicherstellen, dass die oben genannten Treiber von CO2-Emissionen bei der Produktion von Palm- und Palmkernöl vermieden werden. RSPO-zertifiziertes Palmöl schneidet mit rund 35 Prozent weniger Treibhausgaswirkung besser ab als nicht zertifiziertes.
Neutralisierung der CO2 Emissionen: permanente CO2 Entfernung oder Umwandlung von CO2 in Rohstoffe
Um die Beiträge zur Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu maximieren, fokussiert sich Henkel auch auf Technologien, die noch im Entwicklungsstadium sind, jedoch großes Potenzial aufweisen, zeitlich oder örtlich überschüssige Energie in Zukunft noch besser nutzen zu können. Dazu gehört auch die Erforschung von Technologien, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und dauerhaft zu speichern. Dadurch werden die Auswirkungen von Emissionen ausgeglichen, die nicht vollständig vermieden oder verringert werden können.
Eine davon ist „Power-to-X“. Sie bietet Möglichkeiten, CO2 sinnvoll zu nutzen und soll im Rahmen eines staatlichen Forschungsprojektes unter Industriebeteiligung innerhalb den nächsten 15 Jahre zur großtechnischen Einsatzreife gebracht werden. Neben vielen anderen Unternehmen plant auch Henkel eine Beteiligung.
Mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien ermöglicht die Technologie, CO2 mit anderen chemischen Elementen zu verbinden und so die Energie, die darin steckt, umzuwandeln. „Power“ steht bei „Power-to-X“ für den „Grünstrom“, der über die Elektrolyse von Wasser in Form von Wasserstoff gespeichert wird. „X“ steht für die vielen wertvollen Rohstoffe, in die dieser Wasserstoff zusammen mit Kohlendioxid umgewandelt werden kann – z.B. gasförmige Brennstoffe, synthetische Kraftstoffe oder Chemierohstoffe. Diese Rohstoffe sind klimaneutral, wenn CO2 aus Industrieprozessen verwendet wird. Sie sind klimapositiv, wenn CO2 aus der Atmosphäre als Ressource genutzt wird.
Für Henkel ergeben sich daraus neue Möglichkeiten: Zum einen, in dem wir Gas aus „Power-to-X“ als Brennstoff für unsere Produktion (Sprühtürme, Kraftwerk) einsetzen. Zum anderen, in dem wir heutige Rohstoffe mit großem CO2-Fußabdruck durch Rohstoffe aus dem „Power-to-X“-Prozess ersetzen.
In großem Maßstab angewendet, kann die Technologie zukünftig helfen, den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre und damit den CO2-Fußabdruck unserer Wertschöpfungskette signifikant zu reduzieren. Langfristig könnte sie sogar ermöglichen, der Atmosphäre mehr CO2 zu entnehmen, als an sie abzugeben und so die Klimabilanz im positiven Sinne ganzheitlich zu entlasten.