Interview

Mitarbeitende als treibende Kraft für Inklusion

Wie Employee Resource Groups eine inklusivere Unternehmenskultur gestalten

New Work 17.06.2025

Was macht einen Arbeitsplatz wirklich inklusiv? Oft sind es die Menschen selbst, die Veränderung von innen heraus vorantreiben – durch sogenannte Employee Resource Groups (ERGs). ERGs bringen Kolleg:innen mit ähnlichem Hintergrund oder gemeinsamen Interessen zusammen und bieten ihnen eine Plattform, um sich zu vernetzen, gegenseitig zu unterstützen und aktiv an einer inklusiveren Unternehmenskultur mitzuwirken. Passend zur aktuellen Pride-Saison beleuchtet die neueste Folge von Fritz for Future, dem Nachhaltigkeits-Podcast von Henkel, die Rolle von ERGs bei Henkel, mit besonderem Fokus auf der LGBTQ+ Employee Resource Group „Global Pride“. Luis Valadez, Senior Brand Manager und Leitung von “Global Pride”, und James Cummings, Senior Patent Counsel und aktiver ERG-Unterstützer bei Henkel, erklären wie ERGs funktionieren und warum sie sowohl für Mitarbeitende als auch für das gesamte Unternehmen eine zentrale Rolle spielen.

Luis, wie würdest du eine ERG beschreiben?

Eine Employee Resource Group (ERG) ist eine freiwillige, von Mitarbeitenden geführte Gemeinschaft, die durch gemeinsame Werte, Interessen oder Leidenschaften zusammengehalten wird. Die Gruppen arbeiten daran, organisatorischen Wandel zu fördern und die Stimmen ihrer Mitglieder zu stärken. Im Kern existieren ERGs also sowohl durch als auch für die Menschen, die sie repräsentieren.

James, wie verbreitet sind ERGs? Und welche Rolle spielen sie in einem Unternehmen?

Vor etwa fünf Jahren gab es ein starkes Wachstum an Employee Resource Groups (ERGs) und viele Unternehmen begannen damit, ERGs mit LGBTQ+-Bezug zu gründen. Daraus entwickelten sich dann weitere ERGs mit unterschiedlichsten Schwerpunkten – zum Beispiel für Veteranen, schwarze Mitarbeitende oder generationenübergreifende Gruppen. Heute verfügen rund 90% der Fortune-500-Unternehmen über eine oder mehrere ERGs. Henkel hat derzeit 58 Employee Resource Groups weltweit. Studien zeigen, dass Unternehmen mit ERGs eine Steigerung der Mitarbeitendenzufriedenheit von bis zu 39% verzeichnen. Das bedeutet: Die Mitarbeitenden sind engagierter, zufriedener und innovativer. Darüber hinaus fördern ERGs interne Netzwerke und dienen als “think tanks”, die kulturellen Wandel innerhalb des Unternehmens vorantreiben. Sie tragen außerdem zu einem stärkeren Zugehörigkeitsgefühl bei und unterstützen die Rekrutierung sowie die Bindung von Talenten.

Ein Portraitfoto von James Cummings, Senior Patent Counsel und aktiver ERG-Unterstützer bei Henkel

Was all unsere Mitarbeitenden vereint, ist das gemeinsame Bekenntnis zu unseren sozialen Standards – eine formelle Vereinbarung, die unsere Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglicher Form von Diskriminierung oder Belästigung im Unternehmen klar zum Ausdruck bringt. Wir sind fest davon überzeugt, dass Gleichbehandlung einer der wichtigsten Werte von Henkel ist.

Luis, du leitest „Global Pride“, die ERG für die LGBTQ+-Community bei Henkel. Welche Themen liegen der Community besonders am Herzen, und wie arbeitet ihr daran?

In der heutigen Zeit sind meiner Meinung nach Sichtbarkeit und Weiterbildung die zentralen Themen. Die LGBTQ+-Community erhält während der Pride-Saison oft viel Aufmerksamkeit, aber sobald diese vorbei ist, verlagert sich der Fokus meist anders – als würden unsere Lichter wieder gedimmt. Doch das ist weit entfernt von der Wahrheit. Unsere Community ist das ganze Jahr über stolz. Deshalb ist kontinuierliche Sichtbarkeit so wichtig. Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle dabei, Plattformen bereitzustellen, mit denen wir über einen Monat hinaus Präsenz zeigen können. Gleichzeitig erkennen wir an, dass nicht jede Person über die passende Sprache oder das nötige Wissen verfügt, um selbstbewusst mit LGBTQ+-Themen oder -Gesprächen umzugehen. Hier kommt die Weiterbildung ins Spiel. Es ist in Ordnung, nicht alle Antworten zu haben. Was wir nicht in Ordnung finden, ist, in diesem Zustand zu verharren. Deshalb sind unsere Türen immer offen für alle, die an unseren monatlichen Connect-Sessions teilnehmen möchten. Diese sind offene Räume,iin denen jede und jeder willkommen ist, sich einzubringen, Fragen zu stellen und mit der Community in Kontakt zu treten.

Wie unterstützt die Marke got2b aktiv die LGBTQ+-Community?

Die Marke wird seit vielen Jahren von der LGBTQ+-Community sehr positiv wahrgenommen, besonders in den sozialen Medien. Unsere Produkte sind häufig in bekannten Drag-Competitions oder in „Get ready with me“-Posts zu sehen. Deshalb ist es uns unglaublich wichtig, der Community zu zeigen, dass wir sie sehen, ihren auffälligen Stil und ihre mutigen Formen des Selbstausdrucks schätzen und mit all ihren Farben an ihrer Seite stehen. Jedes Jahr sind wir aktiv bei Pride-Feiern weltweit dabei und entwerfen Kampagnen mit inklusiven Narrativen. Wir hinterfragen Geschlechternormen, erkennen jede Person so an, wie sie sein möchte, und stehen im Austausch mit der Community. Ein Beispiel dafür ist unser Co-Creator Squad, der aus Mitgliedern der LGBTQ+-Community besteht und uns kontinuierlich Feedback dazu gibt, wie wir uns verbessern und bessere Marken-Allies werden können. Trotzdem wissen wir, dass wir noch viel mehr tun können. Aber wir arbeiten daran und freuen uns darauf, was die Zukunft für die Marke bereithält.

Ein Foto von Luis und James, die einen Hund in den Armen halten, got2b-T-Shirts tragen und bei einer Pride-Veranstaltung in die Kamera lächeln.

got2b engagiert sich jedes Jahr aktiv bei Pride-Feiern, wie zum Beispiel dem Cologne Pride 2024, um die LGBTQ+-Community sichtbar zu unterstützen und zu feiern.

James, Henkel ist ein globales Unternehmen und die Akzeptanz von Mitgliedern der LGBTQ+-Community ist in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Wie geht Henkel mit dieser Herausforderung um und unterstützt gleichzeitig seine Mitarbeitenden weltweit?

Henkel ist in etwa 79 Ländern tätig und beschäftigt Menschen aus rund 125 verschiedenen Nationalitäten. Was all unsere Mitarbeitenden vereint, ist das gemeinsame Bekenntnis zu unseren sozialen Standards – eine formelle Vereinbarung, die unsere Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglicher Form von Diskriminierung oder Belästigung im Unternehmen klar zum Ausdruck bringt. Wir sind fest davon überzeugt, dass Gleichbehandlung einer der wichtigsten Werte von Henkel ist. Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Ethnie, Hautfarbe, Religion, politischer Zugehörigkeit und Ähnlichem wird nicht toleriert. Jede Region verfügt über eigene Führungsteams, die diese Standards vertreten und sicherstellen, dass sie mehr sind als nur Worte auf Papier. In Regionen, in denen LGBTQ+-Mitarbeitende vor Herausforderungen stehen könnten, ist es ein grundlegendes Prinzip, sie um jeden Preis zu schützen und stets ihre Rechte und ihr Wohlergehen zu gewährleisten.

Luis, welche besonderen Momente aus deinem Engagement in den ERGs haben einen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen?

Für mich war das Highlight die „Coming Out“-Kampagne des letzten Jahres. Die Kampagne beinhaltete ein offenes Casting, zu dem alle Mitarbeitenden eingeladen wurden, die ihre persönliche Coming-out-Geschichte teilen wollten. Ich war wirklich beeindruckt, wie viele Menschen sich freiwillig gemeldet haben, da ich zunächst mit etwas Zurückhaltung gerechnet hatte, da die Geschichten sehr persönlich sind. Besonders bereichernd fand ich, dass die Beiträge aus verschiedenen Regionen der Welt kamen, darunter Lateinamerika, die USA und Europa. Die gesammelten Geschichten waren somit unglaublich vielfältig – von sehr aufmunternden und freudigen Momenten, bis hin zu schwierigen, manchmal herzzerreißenden Erfahrungen. Es gab Geschichten von lebensverändernden Wendungen und auch von Geschlechts­angleichungen. Für mich hatte die Kampagne eine tiefere Bedeutung: Sie hat gezeigt, dass es nicht den einen Weg gibt, sich zu outen. Die Medien neigen oft dazu, den Prozess zu romantisieren und ihn sehr „niedlich“ darzustellen, aber für viele ist es eine zutiefst herausfordernde Erfahrung. Rückblickend ging das Projekt über das bloße Teilen von Geschichten hinaus – es hat aufgeklärt, Menschen bestärkt und den vielen einzigartigen Facetten des Coming-outs Sichtbarkeit verliehen.

Portraitfoto von Luis Valadez, Senior Brand Manager und Leitung von “Global Pride”, der LGBTQ+-ERG von Henkel

Die LGBTQ+-Community erhält während der Pride-Saison oft viel Aufmerksamkeit, aber sobald diese vorbei ist, verlagert sich der Fokus meist anders – als würden unsere Lichter wieder gedimmt. Doch das ist weit entfernt von der Wahrheit. Unsere Community ist das ganze Jahr über stolz.

Was sind eure nächsten Pläne in Bezug auf ERG-Aktivitäten und Initiativen bei Henkel?

Eine unserer wichtigsten laufenden Initiativen ist die aktuelle Pride-Saison. Um vernetzt und informiert zu bleiben, arbeiten wir eng mit verschiedenen Regionen und Märkten zusammen und behalten lokale Events und Aktivitäten im Blick. In Düsseldorf engagieren wir uns auch persönlich vor Ort und kommen als Community zusammen.

Über die Pride-Saison hinaus liegt unser Fokus auf der Förderung von Allyship auf Führungsebene. Dabei geht es uns darum, gezielt den Austausch mit dem Top-Management zu suchen – ihre Fragen zu verstehen, offene Gespräche zu initiieren und ihr aktives Engagement in der ERG zu fördern.

Das ganze Interview mit Luis und James gibt es bei Fritz for Future, 

dem Nachhaltigkeits-Podcast von Henkel (auf Englisch).

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