Media Relations Managerin bei Henkel
Das Thema Kinderrechte lag mir schon immer besonders am Herzen. Kinder sind das kleinste und schwächste Glied in der Kette. Gleichzeitig sind sie unsere Zukunft. Wenn wir Kinder nicht mit Werten und Bildung ausstatten, dann hat unsere Gesellschaft keine Chance.
Zwischen Bachelor- und Masterstudium war ich für ein freiwilliges soziales Jahr in Chile und habe dort in einem Armenviertel im Kindergarten gearbeitet. Danach habe ich das Projekt während meines Studiums weiter unterstützt. Im Vollzeitjob fällt es mir oft schwer, Zeit für das Ehrenamt zu finden. Ich habe lange nach etwas gesucht, mit dem ich Berufsleben und privates Engagement verbinden kann. Vor ein paar Jahren habe ich Gabi kennengelernt und beschloss mit ihr nach Uganda zu fliegen. Doch dann kam die Pandemie dazwischen, deshalb hat es erst 2023 geklappt.
Ich war insgesamt vier Wochen in Uganda. Ich habe meinen Jahresurlaub aufgespart und fünf Tage Sonderurlaub bekommen. Meine Initiative wurde sofort mit offenen Armen empfangen – seitens meiner Vorgesetzten und auch meiner Kolleg:innen, die in meiner Abwesenheit natürlich mehr zu tun hatten. Auch die medizinische Vorbereitung lief über Henkel: Für jeden gab es einen individuellen Impfplan und eine Reiseapotheke.
Richtige Erwartungen hatte ich nicht. Die Erwartungshaltung war eher an mich selbst gerichtet. Ich wusste, ich muss offen sein, flexibel – denn es wird nie so, wie man es erwartet. Man muss sich öffnen für Andersartigkeit: Es ist nicht richtig oder falsch, wie es dort läuft, einfach anders. Aber ich wusste auch, dass ich das kann. Ich mag es, außerhalb meiner Komfortzone unterwegs zu sein.
Meist haben wir den Tag mit den Kindern verbracht. Sie hatten ein großes Bedürfnis nach Nähe. Einfach jemanden haben, mit dem sie kuscheln oder reden können. Sie leben in einer sehr großen Community wie Geschwister und werden liebevoll aufgezogen. Aber individuelle Zuwendung ist in einer so überdimensionalen Großfamilie einfach nicht möglich.
Ich habe mich lange mit einem Mädchen unterhalten, über ihre Wünsche und Träume. Sie möchte Jura studieren, um – wie sie sagt – die zu verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können. Danach hat sie mir einen Brief geschrieben und sich für das Gespräch bedankt. Was für mich zwar schön, aber irgendwie selbstverständlich war, war für sie „das Größte“. Sie sagt, dass ich ihr das Gefühl gegeben habe, dass sie etwas erreichen kann. Das Wertvolle ist das Immaterielle. Das Zwischenmenschliche. Das erzielt bei den Kindern einen Effekt – aber natürlich auch bei uns.
Die Zeit war anstrengend, aber auf komplett andere Weise als ein Tag im Büro. Man wird von den Einzelschicksalen ein Stück weit erschlagen. Emotional ist das extrem herausfordernd. Man hat zwei Möglichkeiten: Man kann sich überwältigt fühlen und gar nichts machen. Oder man sagt „es gibt wahnsinnig viel zu tun“ und nimmt das als Motivation, überhaupt anzufangen. Natürlich ist es nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Aber wenn es um ein Kind geht, ist es das immer wert. Bei den Sonrise Ministries leben 250 Kinder, die mit Werten wie Nächstenliebe, Teilen und demokratischem Denken aufwachsen. Die eine Schulbildung erhalten. Das ganze Projekt wurde ja initiiert von ehemaligen Waisenkindern. Wenn ich mir überlege, was die Kinder, die jetzt dort sind, auf dieser Grundlage einmal bewegen können. Indem sie sich politisch engagieren, sich in das Gesundheitssystem einbringen – oder einfach nur, indem sie gute Mitmenschen sind. Man kann das System nicht allein verändern. Aber man kann Teil eines Effekts sein, der große Kreise zieht.
Meine Tipps für den Start ins Volunteering:
- Nicht immer sofort bewerten, was andere tun und wie sie es tun.
- Kreativ sein und Improvisation lernen – so kann man auch mit widrigen Bedingungen umgehen.
- Eine gute Portion Humor. Das macht alles leichter.
Wir haben im Alltag geholfen, eine Mauer gebaut, einen Hühnerstall errichtet und eine Weihnachtsaktion organisiert. Außerdem haben wir viele Sachspenden von unseren Familien, Freunden und Kolleg:innen mitgebracht, die sortiert und verteilt werden mussten. Natürlich war das schön für die Kinder und für uns. Aber unser Aufenthalt hatte einen viel langfristigeren Effekt: Das war kein Urlaub, den man beendet und weitermacht wie vorher. Ich fühle mich verantwortlich. Ich bin Mitglied im Verein und möchte einzelne Kinder, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, finanziell unterstützen. Um ihre Schulausbildung zu garantieren. Das ist so essenziell.
Ehrenamt generell ist so wichtig. Es gibt viele Bereiche in unserer Gesellschaft, die ohne dieses Engagement gar nicht existieren würden. Jeder kann etwas beitragen. Wenn man keine Zeit hat, kann man vielleicht durch finanzielle Unterstützung helfen – beides ist wertvoll.