Story

Die Kinder von Sonrise – Neues aus Uganda

Henkel-Mitarbeiterin Gabriele Haak aus Deutschland engagiert sich für Waisenkinder

Engagement Kultur 09.03.2018

Seit über drei Jahren ist Henkel-Mitarbeiterin Gabriele Haak freiwillige Helferin in den drei Waisenhäusern der christlichen Initiative „Sonrise Ministries“ in Uganda. Mit Herzblut engagiert sie sich dort mehrmals im Jahr für elternlose Kinder.

Kindern und ihren Betreuern wird die richtige Zahnputztechnik beigebracht

Ausgestattet mit eigener Zahnbürste und einer Tube Zahnpasta wird den Kindern sowie ihren Betreuern die richtige Zahnputztechnik beigebracht.

Ein 15-jähriges Mädchen wird ungewollt schwanger. Den Namen des Vaters hat sie nie preisgegeben. Bei der Geburt ihrer Tochter stirbt die junge Mutter. Das Kind kommt zu ihrer Großmutter, die jedoch ihre eigenen Kinder und einen krebskranken Mann versorgen muss. Ein regelmäßiges Einkommen besitzt die Großmutter nicht. Der Pastor der Gemeinde wird auf das stark unterernährte Kind aufmerksam und informiert seine Schwester Damali, die Direktorin des Sonrise Baby’s Home, die das Kind rettet. Ohne diese Initiative hätte die kleine Gift (englisch für Geschenk) wahrscheinlich nicht überlebt.

Da viele Familien in Uganda von extremer Armut betroffen sind, ist das Schicksal von Gift kein Einzelfall. Die Familien sehen oft keine andere Lösung, als ihre Kinder in die Obhut von Waisenhäusern zu geben.

Die Unterkünfte der Sonrise-Initiative befinden sich in Jinja, einer Stadt im Südosten des Landes mit rund 100.000 Einwohnern sowie in Kamuli, einem Ort, zwei Autostunden von Jinja entfernt. Die Stadt Jinja, in der zwei der Initiativen angesiedelt sind, ist durch ihre Lage am Victoriasee wirtschaftlich relativ gut entwickelt. Im Vergleich zum Umland gibt es dort viele Arbeitsplätze. Doch unzählige Menschen, die ihr Glück in Jinja suchen, landen im stadtrandnahen Elendsviertel Masese – einem Ort voller Hoffnungslosigkeit. Von dort stammt auch ein Großteil der Waisenkinder, die in den Sonrise-Unterkünften ihr neues Zuhause gefunden haben.

Gabriele Haak bedeuten ihre Aufenthalte mehr als nur soziales Engagement: „Die Kinder und die Betreuer sind für mich über die Zeit zu einer zweiten Familie geworden.“ Als Schülerin wollte sie am liebsten Entwicklungshelferin werden. Den Plan verlor sie aber zunächst aus den Augen. Seit 29 Jahren ist Haak nun für Henkel tätig. Aktuell arbeitet sie als Assistentin in der Klebstoffentwicklung. Sie schätzt vor allem die vielfältigen Aufgaben ihres Jobs. Der Wunsch, sich für andere Menschen einzusetzen, aber blieb. Als ehrenamtliche Helferin bei den Special Olympics 2014 in Düsseldorf erfuhr sie von ihren Kollegen von der Initiative „Miteinander im Team“ (MIT) und der Möglichkeit, durch Henkel in ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützt zu werden.

„Als dann noch meine 14-jährige Nichte in Ghana ehrenamtlich Englischunterricht gegeben hat, habe ich mir gesagt: Wenn die Kleine das kann, kann ich das auch“, so Gabriele Haak. „Doch der erste Schritt ist immer der schwerste.“ Eine Volunteering-Agentur unterstützte sie bei der Umsetzung ihres Wunsches, sich sozial zu engagieren und übernahm die Vermittlung. Mittlerweile organisiert Haak ihre Reisen in eigener Regie.

Am Anfang fiel es ihr sehr schwer, sich für ein Projekt zu entscheiden. „Man kann kaum sagen, wer am dringendsten Hilfe benötigt.“ Die Vermittlung zu den Waisenhäusern von Sonrise war entsprechend zufällig. Doch die freundlichen und aufgeschlossenen Menschen in Jinja ließen sofort jegliche Zweifel verschwinden. „Die Kinder sind sehr liebesbedürftig.“

Spielen und Toben mit den Besuchern in Masese

Das Spielen und Toben mit den Besuchern in Masese sorgt für etwas Abwechslung im sonst eher tristen Alltag der Kinder.

Nach einer kurzen Einweisung konnte Haak von Anfang an in den Waisenhäusern mit anpacken. „Das ist auch nötig, denn hier wird jede helfende Hand dringend gebraucht.“

In den frühen Morgenstunden hilft sie meist Auntie Peace, einer 62-jährigen Dame, die sich aufopfernd um die jüngsten Säuglinge des Sonrise Baby’s Home kümmert. Die Betreuerin, die gleichzeitig auch die Namensgeberin des im Jahr 2017 gegründeten Vereins Peace’s Hope e.V. ist, übernachtet mit bis zu sieben der über 30 Kleinkinder, die zwischen wenigen Wochen und drei Jahren alt sind, in einem Raum. „Da ist an Schlaf nicht zu denken“, erklärt Haak. „Oft werden Kinder schon kurz nach der Entbindung hier abgegeben. Die Kleinsten brauchen besonders viel Zuneigung und intensive Betreuung.“

Gabriele Haaks Einsatz ist auch bei dem Bau der neuen Gebäude gefragt. Dort hilft sie den Bauarbeitern bei kleineren Arbeiten und assistiert beim Mauern mit Ziegelsteinen oder beim Streichen der Wände. „Außerdem helfe ich in der Küche. Meist gibt es mittags Reis und Bohnen“, erzählt Haak. „Beim Mittagessen mit so vielen Kindern kann es durchaus chaotisch zugehen.“ Nachmittags hilft sie den Kindern im Children‘s Home bei den Hausaufgaben.

Nicht nur die Kinder schloss Haak in ihr Herz. Auch von dem Projekt an sich ist sie überzeugt: „Für mich war die Arbeit mit den Kindern von Anfang an ein beglückendes Erlebnis. Ich bewundere den Einsatz der Gründer und Betreuer, die fast alle selbst ohne Familie aufgewachsen sind. Sie erziehen die Kinder so liebevoll, als wären es ihre eigenen.“ In ihrer Freizeit sammelt Haak in Deutschland Geld- und Kleiderspenden. „Das Projekt begleitet mich jeden Tag. Durch Telefonate oder Textnachrichten bin ich mit den Betreuern die ganze Zeit in Kontakt. Mit der Vereinsgründung von Peace’s Hope e.V. habe ich außerdem viele Helfer gefunden, die mich in jeder Hinsicht unterstützen.“

Besonders freut sich Haak über den schnellen Ausbau der Organisation. Derzeit werden in Jinja sowie in dem Nachbarort Wakikoola und in dem zwei Autostunden entfernten Kamuli mehrere Bauprojekte realisiert. Darunter ist auch der Ausbau des speziell für Straßenmädchen eingerichteten Waisenhauses Mirembe Cottage of Street Girls. Im derzeit angemieteten Gebäude sind 27 Mädchen untergebracht. In dem neu errichteten, nahezu fertiggestellten, eigenen Gebäude wird gerade Platz für bis zu 60 Mädchen geschaffen. Die dazugehörige Schule konnte bereits in Betrieb genommen werden. Die Sanitäranlagen der Schule sowie eine neue Kirche sind im Bau. „Es gibt sogar eine Kantinenküche und ein Gebäude für die Nähklasse“, berichtet Haak. Ein neuer Brunnen ist auch schon installiert. Haak ist optimistisch, dass die restlichen Arbeiten pünktlich bis August 2018 fertig gestellt werden.

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Das neue Wohngebäude für die Mädchen des Mirembe Cottage of Street Girls

Das neue Wohngebäude für die Mädchen des Mirembe Cottage of Street Girls.

Das neue Wohngebäude für die Mädchen des Mirembe Cottage of Street Girls (Innenansicht)

Auch von innen sieht das neue Wohngebäude für die Mädchen schon vielversprechend aus.

Schulgebäude des Mirembe Cottage of Street Girls

Das mittlerweile fertiggestellte Schulgebäude des Mirembe Cottage of Street Girls wird schon jetzt fleißig genutzt.

Die jungen Schüler konnten es kaum erwarten zur Schule zu gehen

Die jungen Schüler konnten es kaum erwarten zur Schule zu gehen. Seit Februar 2018 ist es endlich soweit.


Auch das Sonrise Children‘s Home, das 2010 gegründet wurde und derzeit 48 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren beherbergt, vergrößert sich durch einen Neubau und ermöglicht so weiteren Kindern ein Zuhause und Schulbildung. Dazu zählt beispielsweise ein neu entstandener Schulblock, der seit Anfang 2018 Raum für acht Schulklassen mit jeweils 40 Schülern bietet. „Hier wurden mittlerweile ein Brunnen, zwei Doppel-Wohnhäuser für Jungen, ein Doppel-Wohnhaus für Mädchen, Sanitäranlagen und Duschräume fertiggestellt“, freut sich Gabriele Haak.

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Die drei Doppel-Wohnhäuser des Sonrise Children’s Home

Seit Februar 2018 bewohnt: Die drei Doppel-Wohnhäuser des Sonrise Children’s Home.

Der neue Schulblock des Sonrise Children’s Home in Kamuli

Der neue Schulblock des Sonrise Children’s Home in Kamuli bietet Raum für acht Klassen mit je 40 Schülern.

Brunnen des Sonrise Baby’s Homes

Besonders engagiert sich Haak für den Brunnenbau des Sonrise Baby’s Homes. Wenn genug Spendengelder gesammelt sind, kann das Projekt – sowie hier im Sonrise Children’s Home – fertig gestellt werden.


Im Dezember 2017 war Gabriele Haak wieder in Uganda. Der Fortschritt der einzelnen Projekte ist enorm. „Diesmal waren wir mit einem Team von acht Leuten vor Ort. Sechs davon arbeiten bei Henkel“, berichtet Haak nach ihrem knapp einmonatigen Besuch in Afrika. In den letzten Jahren waren schon Kollegen aus China, Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland dabei. „Das Projekt wird immer mehr zu einem richtigen ,Henkel-Projekt‘.“ Allein 70 Prozent der Mitglieder des 2017 neu gegründeten Vereins Peace’s Hope e.V. arbeiten für das Unternehmen. Auch die Teilnahme an einer Team-Reise nach Uganda sowie die aktive Mitarbeit in Deutschland erfreuen sich – sehr zu Gabriele Haaks Freude – zunehmender Beliebtheit.

Freudig und mit hohen Erwartungen schaut Gabriele Haak daher in die Zukunft. „Der nächste Besuch ist schon geplant.“ Im Dezember 2018 geht es für sie und ihr Team wieder nach Uganda.

Weitere Informationen unter: peaceshope.com