Aber „Plastik einfach zu verteufeln ist keine Lösung", sagt Matthias Schäfer, Head of Global Packaging Engineering bei Adhesive Technologies. „Es gibt kein Patentrezept für dieses Problem. Kunststoff wird noch für einige Zeit eine wichtige Rolle bei Verpackungen spielen, da er leicht ist und unter anderem die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängert. Aber wir müssen dringend alternative Verpackungsmaterialien finden und die Wiederverwertung von Kunststoffverpackungen erleichtern. Ich glaube nicht, dass wir eine Plastikkrise haben, sondern eher eine Entsorgungskrise", sagt er.
Schäfer weist darauf hin, dass ein Großteil der Krise auf die fehlende Recycling-Infrastruktur in den Entwicklungsländern zurückzuführen ist. Während das Recyceln von Plastik weltweit kaum verbreitet ist, hat es in den Industrieländern in den letzten Jahren stark zugenommen. Das Vereinigte Königreich hat im Jahr 2020 schätzungsweise 51 Prozent seiner Kunststoffabfälle recycelt und ist damit immer noch weit von dem Ziel der Industrie entfernt, bis 2025 70 Prozent zu erreichen. Mit Blick auf den gesamten Globus, ist sogar noch mehr zu tun.
Henkel arbeitet seit 2017 mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank zusammen, das sich dafür einsetzt, die Plastikverschmutzung in den Ozeanen zu reduzieren.
Viele Unternehmen haben dies erkannt und kämpfen – wie im Fall von Henkel – an zwei Fronten gegen das Problem des Plastikmülls: Zum einen arbeitet Henkel an der Reduzierung von Plastik und an der Entwicklung von recyclingfähigen Produkten für seine Verbrauchermarken, zum anderen entwickelt das Unternehmen als Technologie-Lieferant innovative Lösungen für seine Kunden.
Es ist also ein schwieriges Problem, für das es aber eine klebrige Lösung geben könnte. Philippe Blank, Global Head of Circular Economy bei Adhesive Technologies, erklärt, dass es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, wie die Klebstofftechnologien helfen können.
Henkel hat zum Beispiel eine klebstoffbasierte Alternative für Schrumpffolien entwickelt, die zur Fixierung von Kartons auf Lagerpaletten verwendet werden kann. Dünne Klebstoffstreifen werden an jeder einzelnen Produktkiste angebracht, sodass sie auf der Palette aneinanderhaften und fixiert sind. Auf diese Weise können Tausende von Tonnen an Plastikverpackungen eingespart werden.
Eine weitere neue Innovation ist der KeelClip, eine Alternative zu den klassischen Plastikringen oder der Schrumpffolie, die verwendet werden, um Mehrfachpackungen von Dosen zusammenzuhalten. Der KeelClip wurde in Zusammenarbeit mit Graphic Packaging International (GPI) entwickelt und verwendet Technologien von Henkel.
Hinzu kommt eine Technologie zur Oberflächenbehandlung mit der Papier so veredelt wird, dass es ähnliche Eigenschaften wie Kunststoff aufweist – dazu gehören zusätzliche funktionale Barrieren und Beschichtungen, die das Papier fett- und flüssigkeitsabweisend machen. Trotz des Auftragens dieser Schicht bleibt das Papier in den bestehenden Papierrecyclingverfahren recycelbar. Die Oberflächenbehandlung ist ein Beispiel der EPIX-Technologie von Henkel, einem Portfolio von Materialien, die Papier anstelle von Kunststoff für Verpackungen verwenden.